Mit über 300 TV-Auftritten, mehr als 500 Radiobeiträgen und wöchentlichem Podcast auf BR3 gehört unser heutiger Interviewgast im Podcast „Good Life, Good Business“ Rolf Schmiel zu den bekanntesten Psychologen Deutschlands. Warum? Weil er einfach er selbst ist und mit seiner authentischen und humorvollen Art unglaublich gut bei seinem Publikum ankommt. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, liest im Interview blitzschnell zwischen den Zeilen und behauptet von sich selbst: „Ich bin Psychologe – natürlich habe ich selbst auch einen an der Klatsche“.
Bei Rolf Schmiel gibt es Therapie als Flying Buffet – am besten im Geh-Spräch und als schnell verdauliche Psycho-Hack-Happen. Warum? Weil die Zeichentrickfigur „Der Mondbär“ mit ihrem Signature-Satz „es gibt für alles eine Lösung“ sein großes Vorbild ist. Und so hat auch Rolf für jeden etwas Schmackhaftes dabei, um das Zusammenleben schnell und einfach besser zu machen. Er zeigt, dass es eine große Variation an Methoden und Möglichkeiten gibt, die mehr aus uns rausholen können, als sich gegenseitig anzuschreien und Türen zuzuschlagen.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ihm ein „rhapsodischer Persönlichkeitsstil“ attestiert wurde, der durch eine konsequent positive Lebenseinstellung geprägt ist. Hiervon Betroffene können auch negativen Erlebnissen schnell positive Aspekte abgewinnen – und von denen gab es in Rolfs Leben mehr als genug. Dementsprechend ist seine Lebenseinstellung radikal von Hoffnung und Humor geprägt.
Was interessiert die Ursache? Eine Lösung muss her!
Mit dieser inneren Überzeugung handelt Rolf auch in der Behandlung seiner Klient:innen immer ressourcen- und lösungsorientiert. Für ihn zählt nicht, wo das Problem herkommt – sondern wie es schnell und effektiv gelöst werden kann. Oder um es in seinen Worten zu sagen. „Es bringt nichts, lange und tief in der Scheiße zu graben, um am Ende herauszufinden, wie die Scheiße schmeckt. Ich will lieber einen Weg zu finden, wie ich da wieder rauskomme.“
Rolf hat selbst sehr früh gelernt, aus einer Reihe schlimmer Schicksalsschläge eine Überlebensstrategie zu entwickeln, die man heute unter dem allgegenwärtigen Begriff Resillienzkompetenz kennt. Sie hilft ihm zuallererst dabei selbst gut durchs Leben zu kommen und zum anderen Menschen in Krisen wertvolle Impulse mitzugeben.
Hier gibt es mehr zu Rolf Schmiels spannendem Werdegang von seiner „Frühgestörtheit“, einen Zwischenstopp in der Zauberschule über Psychologie Studium und gemeinsames Scheitern mit Ruth Moschner.
Jetzt reinhören
Drei seiner Psycho-Hacks aus dem ganz normalen Alltagswahnsinn von häuslichen Eheproblemen, über ein Universalhack in zwischenmenschlicher Kommunikation, bis hin zum Umgang mit Psychopathen im Business, hat er uns direkt im Gespräch verraten.
Psycho-Hack 1: Wie eine Kerze deine Ehe rettet
Gerne werden bei uns im Alltag Paargespräche schnell mal aus dem Impuls heraus zwischen Tür und Angel gehalten – und bieten damit natürlich ungeahnte Mengen an Zündstoff. Im asiatischen Raum hingegen, gehen es Ehepaare etwas gezielter an. Hier wird bereits zur Eheschließung in wissender Voraussicht dem frischgebackenen Ehepaar eine große, dicke Kerze geschenkt. Sie wird immer dann angezündet, wenn es etwas zu besprechen gibt. Man setzt sich dazu gemeinsam an einen Tisch. Die Kerze brennt und es herrscht im besten Fall eine entspannte und fokussierte Atmosphäre. Auch in unserer Hemisphäre ist die Kerze positiv konnotiert. Zweisamkeit, Gemütlichkeit, Zeit und Aufmerksamkeit füreinander – alles in allem also großartige Voraussetzungen, um runterzukommen und besser miteinander zu kommunizieren!
Probiert es gerne einmal aus!
Psycho-Hack 2: Wie Spaziergänge deine Kommunikation verbessern
Es gibt natürlich auch viele andere Situationen, in denen ein kritisches Gespräch notwendig ist – es aber irritierend wirken könnte, wenn du beispielsweise zum Mitarbeiter:innengespräch eine Kerze auf den Tisch stellst…. Hier und in anderen zwischenmenschlichen Konstellationen, die keine romantische Stimmung hergeben, empfiehlt Rolf das „Geh-Spräch“ auszuprobieren. Beim nebeneinander Hergehen ohne direkten Blickkontakt ist der innere Kritiker nämlich sehr viel leiser, als wenn man sich direkt in die Augen schaut. Außerdem vermeidet der gemeinsam nach vorn gerichtete Blick, dass man sein Verhalten und seine Worte dem kritischen Verhalten des Gegenübers anpasst. Kurz – man zensiert sich viel weniger in dem, was man erzählt. Gleichzeitig baut die Bewegung super Stress ab und öffnet damit auch für anspruchsvolle und vielleicht auch belastende Themen. Das „Geh-Spräch“ eignet sich für Paargespräche, Problemgespräche, Coachings, Gespräche mit Mitarbeiter:innen – und einfach immer, wenn eine entspanntere, offenere Kommunikation gewünscht ist.
Psycho-Hack 3: Wie du dich selbst vor schwierigen Menschen schützt
Es ist erwiesen, dass 10% der Bevölkerung an schweren psychischen Störungen leidet und dass 6 Mal so viele Männer eine dissoziale Persönlichkeitsstörung diagnostiziert bekommen, die also gemeinhin als Psychopathen gelten, als Frauen. Wichtig ist Rolf Schmiel dabei nicht zu übersehen: „Nicht jeder, der sich wie ein Arschloch verhält, ist auch gleich ein Psychopath, Narzisst oder psychisch krank. Die meisten sind einfach nur Arschlöcher.“ Echte Psychopathen hingegen sind daran zu erkennen, dass sie gefühlskalt sind, sich nicht für das Schicksal ihrer Kolleg:innen und Mitmenschen interessieren, Regeln brechen und jederzeit bereit sind, andere für ihre eigenen Ziele massiv zu schädigen. Darüber hinaus sind sie nicht in der Lage sich zu entschuldigen, weil sie gar kein Schuldempfinden besitzen.
Psychopath:innen sind beliebt – zumindest bei Führungskräften
Leider sind Psychopathen bei Führungskräften überdurchschnittlich beliebt, weil sie exzellente Arbeitsergebnisse liefern – aber auf dem Rücken der Sozialität der Gruppe.
Als Führungskraft solltest du daher neben den Ergebnissen und Erfolgen deines Teams unbedingt auch auf die emotionale Situation im Unternehmen achten. Das gelingt dann, wenn du bewusst auch den Fokus darauf lenkst, Menschen zu feiern, die dafür sorgen, dass das Team gut funktioniert. Gegenseitige Unterstützung sollte klar anerkannt werden und keine nackten Ergebnisse, die auf Kosten anderer erzielt wurden.
Gleichzeitig sollten auch die Mitarbeitenden Sorge tragen, dass klare Grenzen gesetzt werden – und im Falle eines Falles, Psychopathen von der Gruppe ausgegrenzt werden. Im Unterschied zum Mobbing, bei dem Schwächen eines Menschen zu seinem Nachteil in den Fokus rücken, werden Psychopathen mit ihrem überzogenen Selbstbezug ins Abseits gestellt.
Auch hier ist die Führungskraft gefragt, entsprechende Schwerpunkte zu setzen, um herauszufinden, ob sie Menschen im Team haben, die „mit Menschen können“. Oder pathologische Einzelgänger:innen, die Ziele rücksichtslos auf dem Rücken anderer erreichen. Denn wenn die Stimmung im Unternehmen nicht stimmt, werden weder gute Mitarbeiter:innen gehalten, noch neue Fachkräfte und High-Performer gewonnen!
Rolf Schmiel: 111 Psycho-Hacks für ein glückliches Leben
Noch viel mehr coole und auch ungewöhnliche Ansätze verrät Rolf Schmiel in seinem aktuellen Buch: Psychohacks für ein glückliches Leben: 111 wirksame Tools gegen den Alltagswahnsinn.
Weitere Insights und persönliche Stories erfahrt ihr wie gewohnt in der kompletten Podcast-Episode mit Rolf Schmiel von „Good Life, Good Business“, dem Weiterbildungspodcast – überall, wo es Podcasts zu hören gibt.
Good Life, Good Business – Ausblick
In der nächsten Episode sprechen wir mit Dr. Reinhild Schwarte in der Episode „Emotionen, Essstörungen und Improvisation“ (HIER geht es direkt zur Episode) über den Umgang mit einem „ungescripteten“ Leben und wie die Dipl.-Psychologin und psychologische Psychotherapeutin Tools aus dem Improvisationstheater bei ihrer Arbeit mit essgestörten Kindern und Jugendlichen in einer Fachklinik einsetzt.
Bis dahin – bleibt neugierig!
Vaya Wieser-Weber, Ralf Schmitt, Mirja Dajani
und das Team der Impulspiloten
