Immer unter Strom? Dann probier’s mal mit Ehrenamt
Gerade bei großen Veränderungsprozessen in der Organisationsentwicklung erlebe ich als Executive Coach wie sehr viele Führungskräfte, Unternehmerinnen und Executives dabei oft unter Dauerspannung stehen. Termine, Verantwortung, strategische Entscheidungen – der Kopf kommt selten zur Ruhe. Meditation? Funktioniert für viele. Eisbaden nach Wim Hof? Eine Hardcore-Variante, aber definitiv effektiv. Doch was ist mit denen, die einfach nicht ruhig sitzen können? Die zwar für Achtsamkeitsübungen keine Geduld aufbringen nichtsdestotrotz aber gesund durch wilde Zeiten navigieren wollen?
Hier kommt meiner Meinung nach eine oft unterschätzte, aber hochwirksame Strategie ins Spiel: das Ehrenamt.
Warum Ehrenamt der ultimative Stresslöser ist
Resilienz bedeutet nicht nur, mit Stress klarzukommen, sondern auch, die eigenen Energiereserven nachhaltig aufzuladen. Ehrenamt bietet genau das. Denn hier geht es nicht um Umsatz, Performance oder KPI-Erfüllung, sondern um Sinn.
Und Sinn ist ein enormer Kraftspender.
Ob du nun als Trainer:in einer Jugendmannschaft am Spielfeldrand stehst, im Ausland Entwicklungshilfe leistest oder wie ich in einer Fachorganisation wie der German Speakers Association aktiv bist – Ehrenamt bringt dich in einen Flow-Zustand. Plötzlich stehen nicht mehr nur Business-Ziele im Fokus, sondern das, was wirklich zählt: Gemeinschaft, Co-Creation und Impact.
Co-Creation: Gemeinsam Großes schaffen
Ein Begriff, der im Ehrenamt besonders zur Geltung kommt, ist Co-Creation. Gemeint ist die kreative Zusammenarbeit mit anderen, ohne Hierarchien, ohne direkte wirtschaftliche Interessen – einfach aus Freude am gemeinsamen Schaffen.
Genau das erlebe ich in meiner Rolle als Vorstandsmitglied seit 2019 und Studienleiterin seit 2024 der German Speakers Association. Sie ist Europas größter Berufsverband für professionelles Speaking.
Seit ich zum Beispiel im September 2024 die Position des Studienleiterin des Ausbildungslehrgangs übernommen habe, konnte ich gemeinsam mit tollen Menschen aus der Geschäftsstelle wie der CEO Hannah-Sophie Welker und der Projektleiterin Ann-Sophie Knittel bereits fünf große Projekte anstoßen. Und es ist nicht nur die inhaltliche Arbeit, die mich begeistert, sondern auch die Kooperation mit diesen inspirierenden Menschen.
Diese Form der Zusammenarbeit schafft Energie – und das ist unbezahlbar.
Wissenschaftlich gesehen stärkt Co-Creation zudem die soziale Resilienz. Studien zeigen, dass gemeinsames Arbeiten an sinnstiftenden Projekten das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Zugehörigkeit enorm steigert – zwei wesentliche Säulen der mentalen Widerstandskraft (When co-creation pays off: the effect of co-creation on well-being, work performance and team resilience)
Ehrenamt als Karriere-Booster? Absolut!
Viele denken beim Ehrenamt an „Zeit opfern“. Tatsächlich ist es oft genau das Gegenteil: Es gibt dir etwas zurück.
Du lernst neue Fähigkeiten, triffst spannende Menschen und gewinnst neue Perspektiven.
Besonders für Top-Führungskräfte kann Ehrenamt ein entscheidender Karrierefaktor sein. Denn es schärft deine Leadership-Fähigkeiten in einem anderen Kontext. Hier gibt es keine Machtspiele, sondern Kooperation auf Augenhöhe.
Und noch etwas: Wer heute als CEO oder Executive ehrenamtlich aktiv ist, sorgt auch für die eigene Zukunft vor. Denn was passiert, wenn nach der letzten Vorstandssitzung plötzlich niemand mehr anruft? Wenn das große Netzwerk schrumpft und die Aufgaben, die Jahrzehnte lang den Alltag strukturiert haben, wegfallen?
Genau hier kann ein gut etabliertes Ehrenamt den Übergang erleichtern und eine neue, erfüllende Lebensphase einläuten.
Wie du das perfekte Ehrenamt für dich findest
Nicht jede Art von Ehrenamt passt zu jedem Menschen. Die entscheidende Frage ist: Was gibt dir Energie?
Hier sind einige Überlegungen, die dir helfen, die richtige Wahl zu treffen:
- Liebst du Sport? Werde Trainer:in oder unterstütze als Schiedsrichter:in einen Sportverein.
- Bist du abenteuerlustig? Engagiere dich in der Berg- oder Wasserrettung oder hilf in internationalen Hilfsprojekten.
- Bist du ein:e Netzwerker:in? Bringe dich in Berufsverbänden, Fachorganisationen oder politischen Initiativen ein.
- Bist du ein Fan von Co-Creation? Arbeite mit Gleichgesinnten an innovativen Open-Source-Projekten oder organisiere kreative Community-Events.
- Willst du deine Erfahrung weitergeben? Werde Mentor:in, unterstütze Schüler:innen bei Hausaufgaben oder gib Sprachkurse für Geflüchtete.
- Hast du ein großes Herz für andere? Engagiere dich in der Seniorenarbeit, Trauerbegleitung oder als ehrenamtliche:r Seelsorger:in.
- Interessierst du dich für Umwelt- und Tierschutz? Pack mit an bei Aufforstungsprojekten, in Tierheimen oder bei Müllsammelaktionen.
Das Schöne daran: Es gibt keine festen Regeln. Du kannst es ausprobieren, anpassen und herausfinden, was dir wirklich Freude macht.
Ehrenamt als Schlüssel zur Zukunft
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Ehrenamts ist, dass es dir auch nach deiner Karriere eine sinnvolle Beschäftigung bieten kann. Viele Führungskräfte erleben nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben, dass sie plötzlich nicht mehr gebraucht werden. Wenn du jedoch bereits während deiner Karriere ein Ehrenamt aufgebaut hast, hast du einen wertvollen Bestandteil deines Lebens geschaffen, der dich auch nach der Pensionierung begleitet.
Es ist klug, sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen, wie dein Leben nach der aktiven Arbeitszeit aussehen soll. Ehrenamtliche Tätigkeiten können helfen, eine Brücke zu schlagen und einen Lebensstil zu entwickeln, der auch nach der Karriere erfüllend ist.
Ehrenamt als Resilienz-Strategie
Wenn Achtsamkeitstraining und Meditation nicht dein Ding sind, probier’s mal mit Ehrenamt. Es ist eine mächtige Strategie, um Stress abzubauen, mentale Widerstandskraft zu stärken und gleichzeitig etwas Sinnvolles zu tun.
Also, wo kannst du dich einbringen? Welche Form des Ehrenamts würde dir am meisten Spaß machen? Vielleicht ist genau das der nächste Schritt zu mehr Balance und Resilienz in deinem Leben.Und wenn du es erst einmal ganz ruhig angehen willst – dann schaue dir Auf Netflix die Mini-Serie „Achtsam Morden“ an. Danach wirst du auch überzeugt sein, dass Achtsamkeit wirklich in jedem Bereich des Lebens seine Anwendung finden kann…. 😉
Bleib wild und neugierig!
Deine Vaya Wieser-Weber, Ralf Schmitt
und das Team der Impulspiloten