Warum Interaktion das Herz jeder gelungenen Moderation ist
Wer schon einmal eine Veranstaltung moderiert hat, kennt das Dilemma: Die Inhalte sind gut vorbereitet, der Ablauf steht, die Technik läuft – aber dennoch bleibt das Gefühl, dass der Funke nicht so richtig überspringt. Das Publikum wirkt höflich, aber distanziert. Du redest – aber bist du auch wirklich in Kontakt?
Genau hier setzt interaktive Moderation an. Denn eine gelungene Veranstaltung entsteht nicht durch perfekte Dramaturgie oder reibungslose Abläufe allein. Sie lebt vom echten Kontakt zwischen Moderator*in und Publikum, vom Dialog statt Monolog, von Energie statt Einbahnstraße.
Seit über zwanzig Jahren stehe ich auf Bühnen – als Moderator, Speaker, Impro-Schauspieler und Mitgründer der Impulspiloten. Was ich in dieser Zeit gelernt habe: Interaktion ist kein Gimmick. Sie ist ein strategisches Werkzeug – und gleichzeitig der lebendige Kern jeder guten Moderation.
Doch wie gelingt es, echte Beteiligung zu schaffen – ohne dass es bemüht oder unangenehm wirkt? Und wie lässt sich Interaktion gezielt und professionell einsetzen?
In diesem Beitrag zeige ich dir sechs bewährte Methoden, mit denen du deine Moderation interaktiv, lebendig und wirkungsvoll gestaltest – unabhängig davon, ob du eine Tagung moderierst, einen Workshop begleitest oder ein digitales Event leitest.
Warum Interaktion mehr ist als „ein bisschen Beteiligung“
Interaktion schafft Verbindung. Und Verbindung ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen sich einlassen, zuhören, mitdenken – und sich im besten Fall sogar begeistern lassen. Studien zur Wirkung von Veranstaltungen zeigen immer wieder: Inhalte bleiben dann besonders gut im Gedächtnis, wenn Menschen nicht nur passiv konsumieren, sondern aktiv beteiligt sind.
Doch Interaktion bewirkt noch mehr:
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Sie stärkt das Gefühl von Zugehörigkeit. Wenn Menschen merken, dass ihre Stimme zählt, steigt ihre Identifikation mit dem Thema.
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Sie erhöht die Aufmerksamkeit. Wer mitgestaltet, ist wacher, interessierter – und weniger abgelenkt.
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Sie schafft Energie im Raum. Interaktive Formate bringen Bewegung – nicht nur körperlich, sondern auch im Denken.
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Sie macht Inhalte anwendbar. Durch Austausch, Reflexion und Beteiligung wird Wissen greifbar und relevant für den Alltag.
Für dich als Moderatorin bedeutet das: Du bist nicht nur Vermittlerin von Inhalten, sondern Gestalter*in eines Erlebnisses. Mit jeder Form von Interaktion öffnest du eine Tür – zu mehr Beteiligung, mehr Tiefe und mehr Wirkung.
Tipp 1: Digitale Tools clever einsetzen
Ob Mentimeter, Slido oder Kahoot – digitale Tools sind eine große Hilfe, wenn es darum geht, viele Menschen gleichzeitig einzubeziehen. Wichtig ist dabei: Weniger ist oft mehr. Nutze die Tools gezielt, um bestimmte Fragen zu klären, Stimmungen einzufangen oder Diskussionen anzuregen.
Praxistipp:
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Mentimeter/Slido: Ideal für Live-Umfragen oder anonyme Fragen – besonders bei großen Gruppen.
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Kahoot: Für Gruppen-Quizrunden mit Spaßfaktor. Die Teilnehmenden werden in Teams aufgeteilt und lösen gemeinsam kleine Aufgaben – ideal als Warm-up oder Energizer.
Tipp 2: Persönliche Bilder als Einstieg nutzen („Show and Tell“)
Diese Methode ist so einfach wie wirkungsvoll: Die Teilnehmenden zeigen ein Foto auf ihrem Handy, das ihnen etwas bedeutet – und erzählen dazu eine kurze Geschichte.
Variation:
Verknüpfe die Aufgabe mit dem Veranstaltungsthema: „Sucht ein Bild, das für euch Mut bedeutet.“ So entsteht ein emotionaler Bezug – und ganz nebenbei auch ein Gespräch zwischen den Teilnehmenden.
Tipp 3: Spiel und Spaß mit Quiz, Catchbox & Co.
Spielerische Elemente bringen Leichtigkeit in die Moderation – ohne dabei die Tiefe zu verlieren.
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Live-Quiz (auch ohne Technik): Kurze Wissensfragen oder humorvolle Multiple-Choice-Runden.
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Catchbox: Das Wurfmikrofon, das Lacher und Dynamik bringt – besonders geeignet für Fragerunden im Plenum.
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Summen statt Handzeichen: Wer summt, stimmt zu – eine charmante Methode, um auflockern und gleichzeitig anonym abstimmen zu lassen.
Tipp 4: Murmelgruppen – kleine Gespräche mit großer Wirkung
Wenn die Gruppe groß ist, sinkt oft die Bereitschaft zur Beteiligung. Die Lösung: Interaktion im kleinen Rahmen. In Zweier- oder Dreiergruppen lassen sich Fragen oder Impulse niedrigschwellig besprechen.
So funktioniert’s:
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Gib eine offene Frage vor („Was war für euch die wichtigste Erkenntnis bis hierher?“).
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Lass die Gruppen zwei bis drei Minuten diskutieren.
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Sammle anschließend einzelne Stimmen ein – oder nimm den Faden im weiteren Verlauf wieder auf.
Tipp 5: Der rasende Reporter – Feedback direkt aus dem Publikum
Statt eine Feedbackrunde zu starten, die mit peinlichem Schweigen endet, nimm das Mikro in die Hand und geh ins Publikum. Sprich einzelne Personen gezielt an – freundlich, respektvoll, mit einer klaren Frage.
Mögliche Fragen:
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„Was war für dich der überraschendste Moment bisher?“
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„Was nimmst du konkret mit für deinen Alltag?“
So entsteht nicht nur Nähe, sondern oft auch überraschender Tiefgang.
Tipp 6: Impro statt Panik – souverän mit Widerstand und Technikproblemen umgehen
Nicht jede Interaktion funktioniert auf Anhieb. Manchmal ist das Publikum zurückhaltend. Manchmal macht die Technik schlapp. Wichtig ist: Bleib flexibel.
Ralfs Rat für Plan B:
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Statt digital: Handzeichen, Summen oder analoge Quizrunden.
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Statt Frontalansprache: kurze Gespräche in Kleingruppen.
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Statt Verunsicherung: Humorvolle Reaktion („Die Technik macht gerade Pause – wir machen einfach weiter, aber menschlicher.“)
Improvisation ist keine Notlösung – sondern die Kür.
Interaktive Moderation ist keine Spielerei – sie ist professionelles Handwerk
Wer moderiert, bewegt Menschen. Und wer Menschen bewegen will, muss mit ihnen in Verbindung treten.
Interaktive Formate helfen dir dabei, genau das zu tun: Präsenz zu zeigen, Vertrauen aufzubauen, Energie zu schaffen. Du wirst sichtbarer – nicht als Animateur, sondern als jemand, der echte Begegnung ermöglicht. Und genau das macht den Unterschied.
Ob du technische Tools nutzt, mit kleinen Gesprächsformaten arbeitest oder spontane Methoden einbaust – entscheidend ist die Haltung dahinter: Du gibst dem Publikum Raum, Teil des Geschehens zu sein.
Interaktive Moderation ist kein Selbstzweck. Aber sie ist ein kraftvolles Mittel, um Veranstaltungen wirkungsvoller zu gestalten – inhaltlich, emotional und atmosphärisch. Und ganz ehrlich: Es macht auch für dich als Moderator*in viel mehr Spaß.
Denn wenn dein Publikum lacht, mitdenkt, sich einbringt – dann spürst du: Hier passiert gerade mehr als ein Vortrag. Hier entsteht echtes Erleben.
Lust auf noch mehr Inspiration für bessere Moderation?
Dann lohnt sich ein Blick in das Buch „Erfolgreich Events moderieren – Die besten Hacks von Moderations-Profis“. In diesem praxisnahen Kompendium teilen 20 erfahrene Moderatorinnen und Moderatoren ihre erprobten Methoden, persönlichen Erfahrungen und Lieblings-Tools. Hier findest du auch meinen Artikel zu „interaktiver Moderation“ in voller Länge.
Ob du Events im Unternehmenskontext, im Studio oder auf der großen Bühne moderierst – dieses Buch bietet dir ein ganzes Füllhorn an Ideen, Techniken und Checklisten, um deine Moderation noch wirkungsvoller und interaktiver zu gestalten.
Ein Must-have für alle, die professionell moderieren – und dabei das Publikum wirklich erreichen wollen.
Bis dahin – bleibt flexibel!
euer Ralf Schmitt, Vaya Wieser-Weber
und das Team der Impulspiloten