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Lernen will gelernt sein – mit Dr. Katharina Turecek

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Blog-Bild Good Life & Good Business-3

War früher die jahrzehntelange Erfahrung eines Handwerkers von unschätzbarem Wert, verändern sich Jobs und Aufgabengebiete in unserer digitalisierten Arbeitswelt permanent. Wer da mithalten will, muss offen sein für Neues. Dabei wird sich die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen in den nächsten Jahren weiter zu einer der wichtigsten Kernkompetenzen in unserem Joballtag entwickeln. Doch sind wir irgendwann zu alt zum Lernen? Was können wir tun, wenn wir keine Motivation finden, uns permanent in neue Bereiche einzuarbeiten? Und – warum hat Lernen eigentlich bei vielen Menschen ein so schlechtes Image? Dr. Katharina Turecek steht uns dazu in der aktuellen Podcast Folge von „Good Life, Good Business“ Rede und Antwort. Sie ist nicht nur Gedächtnismeisterin, Medizinerin, Kognitionswissenschaftlerin, Gedächtnisexpertin und ehemalige Matrosin, sondern gehört auch zu den gefragtesten Expertinnen in Sachen Gehirntraining.

 

In dieser Episode wird deutlich, dass das Lernen ein lebenslanger Prozess ist, der nicht nur in jungen Jahren stattfindet. Dr. Turecek spricht mit uns über die besten Lernmethoden und darüber, wie wir uns am besten auf unsere Ziele konzentrieren. Denn Lernen ist eine Investition in uns selbst und unsere Zukunft!

HIER geht es zur aktuellen Podcast Folge

Was genau ist Lernen?

Lernen wird oft übereilt mit „merken“ gleichgesetzt. Doch das Auswendiglernen von Fakten, Begriffen oder Zahlen ist nur ein Teil eines größeren Prozesses, der grob in 3 Schritte unterteilt werden kann.

1. Schritt: Überblicken

Hier geht es vor allem darum, das Lernfeld zu überblicken. Was muss oder will ich genau wissen? Was sind die Quellen? Wie umfangreich ist das Material? Wann setzte ich mich hin, um es mir für Schritt 2 genauer zu erarbeiten?

2. Schritt: Erarbeiten

Der 2. Schritt umfasst den konkreten Verständnisprozess. In dieser Phase geht es darum zu verstehen, worum es konkret in diesem Wissensgebiet geht. Welche Fragen habe ich, die mich zu diesem Thema gebracht haben? Oder was muss ich verstehen, um mich im Thema zurechtzufinden? Welche Anknüpfungspunkte habe ich im Gehirn, die mir zeigen, wozu ich das Wissen brauche.

3. Schritt: Einprägen

Hier erst geht es nun konkret darum relevante Daten, Fakten, Begriffe oder Abläufe durch Memorieren im Gehirn zu verankern und schnell abrufbar zu machen.

Und wenn ich nicht lernen WILL?

Lernen hat oftmals durch unsere Schulzeit ein schlechtes Image davongetragen. Das hängt damit zusammen, dass die Schule Lernstoff vorgibt und dabei den größten Motivator zum Lernen, die eigene Fragestellung, noch viel zu häufig außer Acht lässt. Damit ist das Problem, dass das Bildungssystem die Antworten gib, bevor die Fragen bei den Schüler:innen selbst aufgekommen sind. Wir verinnerlichen damit, dass wir lernen MÜSSEN, obwohl wir die innere Motivation es wissen zu WOLLEN gar nicht entwickeln konnten.

 

Solange wir also keine Absicht hinter dem Lernen erkennen, wird es uns auch sehr schwerfallen, neue Informationen aufzunehmen. Lernen bedeutet darüber hinaus per Definition immer Veränderung. Ich verändere durch neues Wissen eine Verhaltensweise oder auch meine Antwort, die ich auf eine Frage geben würde. Und Veränderungen sind für unser Gehirn immer mit Anstrengungen verbunden. Da braucht es also schon gute Gründe, um die Gedankenmaschine in Gang zu setzen….

Sinn erfassendes Lernen

Wir können allerdings unsere grauen Zellen mit einem kleinen, aber effektiven Perspektivwechsel aktivieren. Egal, ob es ein Vortrag, ein Buch oder unser Podcast ist – es hilft bei der Aufmerksamkeit vorab kurz innezuhalten und sich über die eigene Absicht im Klaren zu sein.
Wir sollten uns also bewusst die Frage stellen:

 

  • Was interessiert mich an dem Thema?
  • Welche Fragen habe ich?
  • Was könnte ich davon für meinen Alltag gebrauchen?

 

Dieser Ansatz aktiviert in unserem Gehirn die Suche nach bestehenden Anknüpfungspunkten, macht es wacher die relevanten Informationen aufzuspüren und damit aufnahmebereiter.

Welches Lernziel habe ich eigentlich?

Unser Gehirn ist also dankbar und vor allem motivierter, wenn es an vorhandenem Wissen anknüpfen kann. Das ist gut so. Im zweiten Schritt sollte ich mir dann, besonders im Hinblick auf die Aussicht von lebenslangem Lernen im Berufsalltag, genau überlegen, was tatsächlich mein spezifisches Lernziel ist. Denn auch hier sitzen wir schnell dem Trugschluss auf, etwas wissen zu müssen, obwohl wir eigentlich etwas können wollen. Diese Unterscheidung macht einen großen Unterschied – vor allem in der Lernstrategie!

Wissen ist nicht Können

Um uns Wissen anzueignen, müssen wir uns dem Thema über den oben erwähnten 3-Schritte Lernprozess nähern: überblicken, erarbeiten, einprägen. Beim Aneignen von neuen, praktischen Fähigkeiten hingegen, wie die Nutzung eines neuen IT-Systems oder die Bedienung einer neuen Maschine, sind blanke Theorien, Handbücher oder Erklärvideos nutzlos.

 

Hier geht es gezielt darum, die neuen Fähigkeiten auszuprobieren und ohne Angst vor Fehlern üben zu können. Dazu hilft es, einen sicheren Übungsraum zu schaffen oder ein Testsystem zum ungehemmten Experimentieren einzurichten. So geht der Fokus recht leicht vom oftmals etwas widerwilligen „Was muss ich neues Lernen“ hin zum motivierenden „Was will ich Neues können und beherrschen“.

Bin ich irgendwann zu alt zum Lernen?

Wir lernen in unterschiedlichen Lebensphasen auf unterschiedliche Art und Weise. Unser Gehirn bleibt dabei lebenslang flexibel! Jüngere Menschen sind zwar besser im linearen Memorieren, je älter wir werden desto besser ist unser Gehirn jedoch darin, bereits gesammeltes Wissen zu vernetzen. Hier kommt uns dann unsere Lebenserfahrung zugute.

 

Auswendiglernen ist im Alter also nicht mehr unbedingt unsere Stärke, aber dafür besitzen wir eine bessere Fähigkeit Informationen zu neuen Ideen zusammenzuführen und neue Verbindungen mit bestehendem Wissen herzustellen.

Praxistipp: Wir halte ich mein Gehirn fit?

Ganz egal in welchem Alter, ein wenig Gehirntraining schadet ganz sicher nie. Speziell das Arbeitsgedächtnis – auch Kurzzeitgedächtnis genannt – ist die Grundlage für die Nutzung unserer Intelligenz beim Lernen.

Damit unser Hirn immer wieder den deutlichen Impuls bekommt, dass es gebraucht wird, gibt es speziell für das Arbeitsgedächtnis eine schnelle und einfach Übung: Rückwärts buchstabieren.
Man startet mit kurzen Worten, die man in Gedanken rückwärts buchstabiert und steigert sich dann nach und nach auf längere Worte. Diese so einfache, wie auch wirksame Methode, eignet sich hervorragend, um sie beim Spazierengehen oder bei Wartezeiten im Stau oder beim Schlange Stehen anzuwenden.

Lernen lernen mit Dr. Katharina Turecek

Wenn du Lust auf noch mehr Tipps zum Gehirnjogging – oder auch ganz real zum Gehirnspaziergang hast, bist du herzlich eingeladen, dir die komplette Podcast Folge mit Dr. Katharina Turecek anzuhören.

 

Wenn du noch tiefer in die Materie einsteigen möchtest, dann sei dir ihr aktuelles Buch: „Alles im Kopf. Der erste Lernratgeber für wissenshungrige Erwachsene“ ans Herz gelegt. Hier geht es darum, wie du dir nachhaltiges Wissen zulegst, anstatt Binge-learning zu betreiben, dir Allgemeinwissen besser merkst, gut vorbereitet in Bewerbungsgespräche gehst, beim Trivial Pursuit brillierst oder effektiv fürs Abitur paukst.

 

Bis dahin – bleib neugierig!

Deine Vaya Wieser-Weber

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